Freitag, 14. November 2008

[OOP 2009] Der Softwareingenieur ist zu allem fähig

Sobald Sie für Ihr Projekt oder Organisation neue IT-Spitzenkräfte akquirieren wollen, sollten Sie sich zuvor eingehende Überlegungen zu deren wichtigsten Fähigkeiten und Eigenschaften machen. Aus nahezu unzähligen Projekten habe ich die folgenden Erfahrungswerte zusammengestellt. Scheuen Sie sich nicht, ohne schlechtes Gewissen davon Nutzen zu ziehen und Sie als Ihre eigenen Elaborate auszugeben:

  • Die wichtigste Eigenschaft des Ingenieurs ist absolute Verschwiegenheit. Eine größere Konmunikationsfähigkeit des Bewerbers sollte Sie von Anfang an stutzig machen. Zum einen bezahlen Sie diese Leute fürs entwerfen und programmieren, nicht fürs reden, und zum anderen richten kommunikationswillige Neonbabies zu viel Schaden an, speziell wenn Kunden ins Spiel kommen.
  • Gerade bei Softwarearchitekten dürften technische Kenntnisse eher kontraproduktiv wirken. Der wahre Experte nutzt UML-Werkzeuge wie Powerpoint und Visio, um unvoreingenommen Lösungen zu realisieren. Techniknähe hingegen führt zu experimentierfreudigen Entwicklern, die der Firma nur kostbare Arbeitszeit stehlen.
  • Vorhergehende Projekterfahrungen führen zu demotivierten Mitarbeitern. Unerfahrene Fachleute können ihren Traum noch leben und in utopischen Visionen schwelgen. Nur dadurch lassen sich Überraschungen in den laufenden Entwicklungen gewährleisten. Aus demselben Grund gehört Lernen aus Fehlern zu den Grundübeln jeder Teamkultur. Erstens machen Softwareentwickler keine Fehler und zweitens wiederholen sie Fehler nicht, selbst wenn sie zuvor welche gemacht haben sollten. Und drittens lassen sich Fehler zu Feature umdefinieren wie große Hersteller beweisen.
  • Entwicklungsprozesse und ganz besonders die agilen sollen nur gewissen Softwareherstellern eine kontinuierliche Integration grüner Scheine sicherstellen. Softwareexperten, die Prozesse für nötig halten, dürften eher an Provisionen von besagten Protagonisten interessiert sein. Das Wasserfallmodell ist das einzig selig machende, auch wenn uns verirrte Sektisten eines Besseren belehren wollen.
  • Testen ist nur etwas für Verlierertypen und Bürokraten, nicht für unternehmerisch denkende IT-Experten. Wer sorgfältig agiert, braucht nicht zu testen. Oder gehören Sie zu jener pedantischen  Spezies, die Reinigungskräften auf der Suche nach übrig gebliebenen Schmutzresten hinterher schleicht. Testsucht ist also eher mit Waschzwang vergleichbar.
  • Anforderungsanalyse ist nur was für richtige Männer, nichts für Weicheier aus der IT-Abteilung. Ein Softwareentwickler sollte also gar nicht erst versuchen, Anforderungen im Detail zu verstehen, sondern nur das umzusetzen, was sie oder er zu verstehen glaubt. Weil hinterher jeder Änderungswunsch von Kunden zu grossen  Aufwänden führt, sollten sie sich schon jetzt einen Tresor zulegen, um die daraus resultierenden zusätzlichen Gewinne sicher zu verwahren.
  • Teamfähigkeit impliziert Geselligkeit und unterstützt revoluzerische Verhältnisse. Achten Sie daher auf uneigenständige, infantile Mitarbeiter, die stets  an Ihrem Rockzipfel hängen. Einzig Tyrannei und Diktatur in Softwareprojekten kann dafür sorgen, dass die Karwane erfolgreich weiterzieht. Wie ein ehemmaliger Bundeskanler doch so trefflich bemerkte: letztes Jahr befanden wir uns einen Schritt vor dem Abgrund und dieses Jahr sind wir schon einen Schritt weiter.

Es gäbe noch viele weitere Fakten und Empfehlungen anzuführen, doch ist es für den Autor Zeit, seine nächtliche Ruhestätte aufzusuchen und zuvor noch dem Gott der Informatik zu fröhnen - dem Paulaner!

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