Montag, 24. Dezember 2007

[OOP 2008] Gödel läßt grüßen

In seinem Blog-Posting hat Ralf mein letztes Posting zu Innovation aufgegriffen. Zum Thema Wettbewerb und Innovation möchte ich noch ein kleines Argument hinzufügen:  Meine langjährige Erfahrung als Mitarbeiter  in der industriellen F&E zeigt: in Märkten mit geringem Wettbewerb ergeben sich wenige, in Märkten mit größerem Wettbewerb dagegen viele Innovationen.

Heute ein weiteres philosophisches Thema, gewissermaßen eine harte Nuß für Nußknacker. Laut Gödel's Unvollständigkeitssatz für Prädikatenlogik höherer Stufen gibt es Wahrheiten, die sich nicht formal beweisen lassen. Douglas Hofstadter hat sich diesem Thema 1989 in seinem weltberühmten Buch "Gödel, Escher, Bach" eingehend gewidmet - im Übrigen ein exzellentes Elaborat, das seltsamerweise fast in Vergessenheit geraten ist. 

Was aber folgt aus diesem Satz für Informatiker. Ich versuche einmal, ein wenig die daraus resultierenden Implikationen zu beleuchten. Zum einen natürlich, dass formales Beweisen seine Grenzen besitzt. Demnach lassen sich Softwaresysteme nicht in ihrer Vollständigkeit auf qualitative Eigenschaften überprüfen. Das gilt natürlich auch für potenzielle Fehler, Sicherheitslücken oder Nebenläufigkeitseigenschaften. Zum anderen bedeutet es, dass emergentes Verhalten in IT-Systemen durchaus unvorhergesehene Eigenschaften zeitigen kann- späte Hoffnung für KI-Freunde also? Natürlich folgt als eine weitere Konsequenz, dass sich durch schrittweise Programmtransformation auf Basis von "Axiomensystemen" (z.B. Patterns) nicht alle (semantisch) denkbaren Anwendungen erzeugen lassen. Auch modellbasierte Ansätze haben daher Grenzen. 

Informatiker hantieren täglich mit Werkzeugen, die in Form von Programmierumgebungen oder Generatoren unterschiedlichster Coleur in Erscheinung treten.  Letztendlich verbergen sich dahinter aber syntaktische Textersetzungssysteme, denen eine (operative) Semantik zugrunde liegt. Leider, oder besser gottseidank, verdecken unzählige Abstraktionsschichten diese Tatsache. Es bleibt das Resüme: Der Allmacht von Werkzeugen und damit ihren Nutzern sind laut Gödel Grenzen gesetzt.

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