Kann sich noch jemand an die gute alte Zeit des Schwarz-Weiss-Fernsehens erinnern? Damals, als die ersten Farbfernseher zu saftigen Preisen die Läden erreichten und mit neidischen Blicken betrachtet wurden? Da gab es eine Werbeanzeige in diversen Zeitschriften, die für lau eine Farbfolie offerierte, um aus dem heimischen Schwarz-Weiss-Fernseher einen Farbfernseher zu machen. Das funktionierte tatsächlich, wenn freilich die Farbzuordnung rein zufällig war und bisweilen zu grünen Gesichtern oder braunem Himmel führte. Waren schon leichtgläubige Zeitgenossen!
Wenn ich freilich die jetzige Zeit betrachte, welcher Unterschied zu damals! Da gibt es doch glatt die neue, unwiderstehliche Welt von SOA, SaaS und ESBs. Nur leider sind die alten Anwendungen dazu noch nicht kompatibel. Voller Neid blicken Techniker und Manager daher auf das Land der unbegrenzten SOA-Möglichkeiten. Ist doch alles einfach! Man nehme eine beliebige Anwendung und füge Web-Service-Schnittstellen hinzu. Schon ist alles angerichtet - wortwörtlich!
Die Zeiten ändern sich offensichtlich, nicht aber die menschliche Neigung, an Wunder zu glauben. Leider ist die Modernisierung von existierenden Landschaften alles andere als trivial. Es gilt, Anwendungen neu aufzubrechen und zu strukturieren, um sie an den richtigen Stellen zu integrieren. Und Integration heisst eben nicht nur Kommunikation, sondern Datenintegration, Geschäftsprozesse, Organisations- und Prozeßänderungen. Stichwort: Dominoeffekt durch inhärente Komplexität.
Das impliziert natürlich, dass ein systematisches Vorgehen essenziell ist, ebenso technisches Knowhow und Architekturkompetenz. Insgesamt sind die Anforderungen also entsprechend hoch. Kein Wunder, dass viele Modernisierungsprojekte kläglich scheitern.
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